Hypericum – Warnung II
( Hypericum perforatum L. = Johanniskraut = St. John’s Wort,  Leitsubstanz Hypericin)

[Präparate-Namen (Schweiz): Monopräparate: A. Vogel Johannisöl, Hyperiforce, HyperiMed, Hyperiplant®, Hyperval®, Jarsin® 300, Lucilium® 250/425 eco natura,  Mandal 425, ReBalance®, Remotiv Johanniskraut-Dragées, Sidroga® Johanniskrauttee, Combipräparate: A. Vogel Po-Ho Salbe N, Cetona® plus, Hyperiforce comp., Malvedrin®, Phytoberidin®, Phytomed Wallwurz-Gel, Saltrates Rodell®, Saltrates®, Sidroga® Entspannungstee, Tai Ginseng® N]


Hypericum-Präparate, Medikamente auf pflanzlicher Basis mit antidepressiver und Angst-lösender Wirkung, können zu Wechselwirkungen führen mit Medikamenten zur Behandlung der HIV-Infektion und mit Substanzen, welche bei Menschen mit transplantierten Organen eingesetzt werden.
Die gleichzeitige Einnahme von Hypericum-Präparaten und Indinavir (Crixivan®) führe - so berichtet Dr. Stephen Piscitelli von den amerikanischen National Institutes of Health in der Zeitschrift Lancet - zu einem "dramatischen Abfall" der Wirkstoffkonzentrationen von Indinavir - konkret um 49-99%! Ungenügende Wirkstoffkonzentrationen sind der Hauptgrund für Resistenzentwicklungen.
Ebenfalls in der Zeitschrift Lancet berichten Frank Ruschitzka und Kollegen, Forscher des Universitätsspitals Zürich, von zwei Herztransplantierten Patienten mit einer Organ-Abstossungsreaktion nach der Einnahme von Hypericum-Präparaten durch Absinken der Wirkstoffspiegel von Ciclosporin (Sandimmun®), einem Medikament das gegen die Abstossungreaktion bei Organtransplantierten eingesetzt wird.

NIH News Release vom 10.2. 2000
 

Bereits am 23. September 1999 haben wir aufgrund von Hinweisen der Hersteller über mögliche Interaktionen von Hypericin mit Medikamenten, welche in der Leber über das über Cytochrom P450-System abgebaut werden (Proteaseinhibitoren und Nicht-nukelosidanaloge RT-Hemmer berichtet und vor der gleichzeitigen Einnahme von Hypericin unter einer antiretroviralen Therapie gewarnt. Die Befürchtungen haben sich leider bewahrheitet.

Menschen unter einer antiretroviralen Therapie mit Proteasehemmern und/oder Nicht-Nukleosidanaloga RT-Hemmern sollten deshalb bis zum Vorliegen weiterer Erkenntnisse keine Hypericum-Präparate einnehmen.

Menschen unter einer antiretroviralen Therapie mit Proteasehemmern und/oder Nicht-Nukleosidanaloga RT-Hemmern, die aktuell oder früher Hypericum-Präparate einnehmen bzw. eingenommen haben, sollten mit Ihrem Arzt/Ihrer Ärztin Rücksprache nehmen.
 

Dr. med. Markus Flepp,
13. Februar 2000, modifiziert  18. März 2000