Hypericin – Warnung
(Hypericin = Hypericum perforatum L. = Johanniskraut = St. John’s Wort)


Wie die Hersteller von Hypericin-Präparaten (Max Zeller Söhne AG, Romanshorn; Medichemie Bioline AG, Ettingen; Novartis Consumer Health, Bern; Schwabe AG, Küssnacht a.R.; Bioforce AG, Roggwil) in Übereinstimmung mit der Interkantonalen Kontrollstelle für Heilmittel (IKS) der Schweiz mitteilen, können durch Hypericin-Präparate die Blutspiegel von Ciclosporin (Sandimmun®, ein Medikament gegen die Abstossungreaktion bei Organtransplantierten) und von Blutverdünnungsmitteln vom Cumarintyp (z.B. Phenprocoumon = Marcoumar®) erniedrigt werden.

Zitat: "Möglicherweise sind Induktionen des Cytochrom-P450-Systems der Auslöser dieser Wechselwirkungen".

Kommentar:
Proteaseinhibitoren und Nicht-Nukleosidanloga RT-Hemmer werden in der Leber über das Cytochrom P450-System abgebaut.

Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten und Substanzen, sogenannte Interaktionen, sind vor allem dann zu erwarten, wenn diese dasselbe Enzymsystem benutzen. Das Resultat dieser Wechselwirkngen sind häufig zu niedrige Blutspiegel von Proteaseinhibitoren und/oder Nicht-Nukleosidanloga RT-Hemmmer. Zu tiefe Blutspiegel führen zu Resistenzentwicklungen und damit zum Verlust der Wirksamkeit.

Sollte eine Induktionen des Cytochrom-P450-Systems durch Hypericin der Auslöser für die Wechselwirkungen mit Ciclosporin und den Blutverdünnungsmittel sein, dann ist zu befürchten, dass es bei gleichzeitiger Einnahme von Proteaseinhibioren/Nicht-Nukleosidanaloga RT-Hemmern und Hypericin zu einer Erniedrigung der Blutspiegel der anti-HIV-Medikamente kommt.

Menschen unter einer antiretroviralen Therapie mit Proteasehemmern und/oder Nicht-Nukleosidanaloga RT-Hemmern sollten deshalb bis zum Vorliegen weiterer Erkenntnisse keine Hypericin-Präparate einnehmen.

Menschen unter einer antiretroviralen Therapie mit Proteasehemmern und/oder Nicht-Nukleosidanaloga RT-Hemmern, die aktuell oder früher Hypericin-Präparate einnehmen bzw. eingenommen haben, sollten mit Ihrem Arzt/Ihrer Ärztin Rücksprache nehmen.
 
 

Markus Flepp,
23. September 1999