SF-DRS-Tagesschau vom 12.07.00: Einmaltägliche Therapie der HIV-Infektion - Richtigstellung

Ein Beitrag der Tagesschau des Schweizer Fernsehens (SF-DRS) vom 12. Juli 2000 liess den Eindruck entstehen, dass eine HIV-Infektion nunmehr mit einer einmaltäglichen Tabletteneinnahme erfolgreich behandelt werden könne, wenn Saquinavir Soft-Gel (Fortovase®) zusammen mit einer kleinen Dosis Ritonavir (Norvir®) eingenommen würde.

  • Richtig ist, dass bereits geringe Dosen Ritonavir den Abbau anderer über das CYP (Cytochrom P 450) 3A4 Isoenzym verstoffwechselter Substanzen hemmen und so deren Wirkstoffkonzentrationen im Blut erhöhen. Eine Studie bei gesunden Freiwilligen zeigt denn auch, dass Saquinavir Soft-Gel 1x 1600mg in Kombination mit Ritonavir 1x 100mg zu etwa fünfmal höheren Saquinavir-Plasmakonzentrationen (Cmax, Cmin, AUC24h) führt als die alleinige Verabreichung von Saquinavir Soft-Gel in der IKS-registrierten Dosierung von 3 x 1200mg.
  • In der Sendung nicht gesagt, aber ebenfalls richtig ist, dass Untersuchungen mit kleinen Dosen Ritonavir zusammen mit anderen Proteasehemmern [Lopinavir (Kaletra®), Nelfinavir (Virazept®), Indinavir (Crixivan®) und Amprenavir (Agenerase®)] zum Teil sehr eindrückliche oder aus anderen Gründen erwähnenswerte Ergebnisse zeigen, dass alle Ritonavir geboosteten Regimes mit höheren Blutfettwerten einhergehen und dass Langzeitstudien zur Prüfung der anhaltenden Wirksamkeit und Verträglichkeit für die meisten dieser Regimes - alle zusammen mit zwei nukleosidanalogen RT-Hemmern - noch nicht oder gerade erst begonnen haben.
  • Falsch hingegen ist, dass hohe Wirkstoffkonzentrationen eines Proteaseinhibitors eine Kombinationstherapie überflüssig machen oder dass alle Mediklamente einer Dreier-Kombination nur noch einmal im Tag eingenommen werden müssten.
  • Die Firma Roche hat den Schweizer ÄrztInnen den Sachverhalt in einem "Dear Doctor Letter" richtig gestellt.
     

    Markus Flepp 21.07.2000